Eleni, das kleine Elch-Kind, sprang froh gelaunt hüpfend aus dem Stall hinaus in die weiße Winterlandschaft. Er war als erster von seinen Geschwistern wach geworden und wollte gleich bei Sonnenaufgang im Schnee sein. Er tollte im Wald zwischen den Bäumen herum, fiel ab und zu in einen tiefen Graben, den er natürlich nicht erkennen konnte, weil der Schnee ihn zugedeckt hatte. Dann stupste er mit seinem Geweih die Tannen an, von denen kleine Schneelawinen auf ihn herabfielen. Bald verteilten sich viele Flocken auf seinem Winterfell. Voller Übermut wälzte er sich anschließend in einer großen Schneewehe und sah aus wie ein Puderzucker-Elch-Kind aus der Weihnachtsbäckerei.
Mitten im Spiel hielt Eleni plötzlich inne, stellte die Ohren steil auf und lauschte. Er hörte ein leises Kling – Kling, das immer näher an ihn herankam. Da war es wieder: Kling – Kling – Kling. Der kleine Elch versteckte sich hinter dem dicksten Baum im Wald und wartete. Seine Neugier siegte jedoch bald über sein Herzklopfen.
„Brr“, rief ein rot gekleideter Mann, „brr, Rudolf, warte Sausewind. Wir wollen eine kleine Pause machen und uns in der Sonne aufwärmen, bevor wir die Kinder auf der ganzen Welt besuchen.“
Elenis Nase lugte etwas neben dem Baum hervor. Er wollte sehen, wer das war, und so konnte er von Glöckchen, einem anderen Rentier, entdeckt werden. Das schnaubte laut in seine Richtung, sodass der Mann mit dem weißen Bart und dicken Bauch schnell auf Eleni aufmerksam wurde.
„Hallo, Eleni“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln, „du bist aber schon früh im Wald.“
Eleni erschrak fürchterlich. „Woher weißt du meinen Namen, wir kennen uns doch gar nicht?“
„Natürlich kenne ich dich, ich bin der Santa, der alles weiß, was passiert.“
„Der Santa?!“ – Eleni sprach das Wort sehr nachdenklich und ungläubig aus. „Wirklich der Santa, du bist der Santa Claus, der Nikolaus?“
„Ja, Eleni, ich bin es tatsächlich, du hast nicht geglaubt, dass es mich gibt, oder?“
Eleni schämte sich für seine Frage, seine Ohren hingen schlapp herunter, um die leichte Röte in seinem Gesicht zu verbergen.
„Aber warum bist du hier, du fliegst doch sonst mit deinen Rentieren und deinem Schlitten durch die Luft, dabei können wir dich nie sehen.“
„Ja, das stimmt, wir wollten eine kleine Pause machen und uns etwas aufwärmen. Denn heute ist der 6. Dezember, und du weißt, dass wir an diesem Tag die Kinder besuchen, um sie mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Vorausgesetzt, sie sind brav gewesen. Manchmal, das kommt glücklicherweise selten vor, schimpfe ich mit ihnen, wenn in meinem goldenen Buch Dinge stehen, die Kinder besser nicht machen sollten.“
„Stehe ich auch in diesem goldenen Buch“, fragte Eleni leise, denn er wusste, zuweilen hatte er etwas Dummes angestellt. Die Erwachsenen ermahnten ihn deshalb verschiedentlich.
„Ich will einmal sehen, ja hier auf Seite 199 da steht: ‚Eleni will nicht immer das Moos oder Laub fressen, das wir ihm zeigen. Außerdem ist er sehr wasserscheu und will nicht im See schwimmen.‘ Stimmt das?“
Eleni nickte kaum merklich mit dem Kopf und murmelte ein leises ‚Ja‘ dazu. „Ich werde mich bestimmt ändern“, versicherte er eifrig, „echtes Elch-Ehrenwort.“
„Das hoffe ich, Eleni, und jetzt, nachdem du mich persönlich kennen gelernt hast, fällt es dir bestimmt viel leichter, alles besser zu machen. So, ich muss mich nun um meine sechs Rentiere kümmern. Sie haben Hunger und Durst, und unsere Nacht ist so lang. Wenn du willst, darfst du dir dein Geschenk aus dem Sack holen, der da liegt, dann muss ich mich nicht durch euren engen Kamin zwängen. Letztes Jahr bin ich darin fast stecken geblieben. Und ich glaube, mein Bauch ist dieses Jahr nach der Honigmilch noch rundlicher geworden.“
„Hast du überhaupt etwas für Elch-Kinder dabei?“
„Aber klar doch!“ Santa tippte mit seinem Zeigefinger auf den Sack. Dieser blähte sich sofort auf. Eleni staunte und öffnete die dicke braune Kordel. Frisches Laub, leckere Tannenzweige, Kastanien und Eicheln sowie grünes Moos lagen darin. Er nahm sich etwas davon heraus und strahlte über das ganze Gesicht. Es war genau das Geschenk, das er sich so sehr für heute gewünscht hatte. Schmatzend setzte er sich in den Schnee und beobachtete Santa Claus bei seiner Arbeit. Welch ein Glück, dass er heute so früh in den Wald gelaufen war. Santa persönlich, nein, das würde ihm keiner glauben!
„Santa, was machst du eigentlich, wenn die Nikolausnacht vorüber ist?“, fragte er gespannt.
„Dann lenke ich meinen Schlitten zurück in die Wolken, lasse die Rentiere ausruhen, bespreche die Nacht mit meiner Frau, mit Wichteln und Elfen. Am schönsten ist es, wenn ich mich endlich von den Strapazen der langen Reise auf dem Sofa ausruhen kann. Leider dauert das Nichtstun nicht allzu lange, denn das neue goldene Buch muss geschrieben, ebenso die Reiseroute für das nächste Jahr geplant werden, damit mir am Nikolaustag kein Fehler unterläuft.“
„Ach so“, sagte Eleni gedehnt, „ich dachte, du hättest das ganze Jahr über frei und würdest nur an einem Tag arbeiten. Das werde ich den anderen Elch-Kindern erzählen, wenn sie kommen. Darf ich das, Santa?“
„Sicher“, antwortete dieser und blickte auf seine Uhr. „Ach du lieber Schreck, ich muss los, sonst komme ich zu spät.“
Er lockte die Rentiere zum Schlitten, spannte sie geschwind an und rief das Zauberwort, mit dem der Schlitten von der Erde abhob. Viele kleine goldene Sternchen fielen auf Eleni herab, als Santa Claus seine Abschiedsrunde über ihm drehte und ihm ein letztes Mal fröhlich zuwinkte, um dann in den dicken Wolken zu verschwinden.
Tief in Gedanken versunken saß das kleine Elch-Kind vor seinem Geschenk, kaute an den frischen Kastanien und dachte über seine Begegnung mit Santa nach. Seine Augen strahlten eine große Zufriedenheit aus, dass er so viel Glück gehabt hatte, den Nikolaus und seine Rentiere persönlich kennen zu lernen.
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