Eine Überraschung für Hans-Willi

Dekorierter Schlitten

"Puh, was stinkt es hier überall so schrecklich! Und warum wackelt es heute in meinem Zuhause? Jahrelang war es schön ruhig, und kurz vor Weihnachten wird es ungemütlich! Ich sehe ich nichts Außergewöhnliches. Keiner meiner neuen Gänge, die ich ausgeknuspert habe, ist anders als früheren."

Hans-Willi schaute sich im neu genagten Gang um.

"Perfekt!", freute er sich. "Nur noch etwas Holzmehl wegschieben und bis Weihnachten ist mein Zuhause wieder etwas größer. Und für meinen Gabentisch habe ich genug zu verspeisendes Holz in Reserve."

Plötzlich wurde er aus seinen vorweihnachtlichen Gedanken gerissen. Er rutschte steil bergab und konnte sich mit letzter Kraft an einer rauen Stelle des Ganges festklammern.

"Glück im Unglück!", dachte er. "Nur ein paar kleine Kratzer am Bauch sehe ich. Das hätte übler ausgehen können. Puh, was klebt auf meiner Nasenspitze?" Er wischte alles kräftig ab.

"Igittigitt, wie das klebt! Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen und jemand möchte mich für immer aus meinen Gängen vertreiben."

Kaum hatte er sich vom Schrecken seiner Rutschpartie erholt, erwischte ihn wieder eine klebrige Flüssigkeit im Gesicht. Flink wischte er erneut alles weg und versteckte sich am Ende des Ganges in der Dunkelheit.

"Oh je, was nun!"

Hans-Willi dachte nach. Er kroch schnell zu seinem Lieblingsgang. Hier gab es die nächste böse Überraschung für ihn. Der Gang war durch die gleiche klebrige Masse versperrt, die er zuvor aus seinem Gesicht gewischt hatte. Er kroch und kroch, aber nur ein winziger aller seiner Gänge war nicht verschlossen.

"Nichts mehr zu machen," Hans-Willi war betrübt. "Zum Glück wackelt es nicht mehr. Ich werde mich erst einmal ausruhen und ein kleines Nickerchen machen. So viele Wege habe ich seit langem nicht mehr an einem Tag zurückgelegt."

Allerdings dauerte es nicht lange und er wurde durch ein kräftiges Rütteln unsanft geweckt. Dieses Mal konnte er sich nicht mehr an der Wand festklammern. Er purzelte kopfüber durch den frischen Holzstaub bis zum Ende des Ganges und sah nun aus wie ein kleines, längliches paniertes Schnitzel.

"Nicht schon wieder! Wie soll ich so in Weihnachtsstimmung kommen!?"

Hans-Willi war sichtlich genervt, befreite sich von Kopf bis Fuß vom Holzstaub und kroch weiter. Gedämpftes Licht erhellte bald seinen Gang, und im Freien schienen ihm viele helle Lichter ins Gesicht.

"Komisch, sonst war es immer dunkel, wenn ich 'mal versehentlich aus dem Gang herausgeschaut habe. Ich muss wohl genauer nachsehen. Ein bisschen mulmig dabei ist mir schon!"

Hans-Willi krabbelte ins Freie und fand sich auf einer frisch gestrichenen Holzlatte wieder.

"Was für eine tolle Aussicht, leider zu windig und zu hoch für mich. Aber die Lichter, die an den Holzlatten befestigt sind, finde ich schön. Die beleuchten also meinen Gang! Gar nicht so übel! Vielleicht bleibt alles bis Weihnachten so und ich habe drinnen ein gemütliches Licht."

Hans-Willi blickte sich genauer um und lächelte. "Jetzt weiß ich endlich, was ich in den letzten Jahren geknuspert habe, Schlitten-Holz! Mit Bienenwachs wurden meine Löcher in den Latten versiegelt, damit der Schlitten eine Weihnachtsdeko werden kann! Deshalb hat es auch so oft gewackelt. Gut, dass ich beim Versiegeln in meinem Loch übersehen wurde und bleiben kann. ‒ Gut, dafür lege ich eine vorweihnachtliche Fresspause ein, ist doch klar! Nach Weihnachten ziehe ich direkt um und suche mir meine Leibspeise ‒ leckere Eicheln. Ist ja einfach für mich, immer dem Geruch nach, dann finde ich sie bestimmt. Wäre schade um den geschmückten Schlitten! Ich möchte seine Lichter noch viele Jahre lang in der Weihnachtszeit ansehen."