Wolken

Santa in der Cloud

Santa Claus flog mit seinem Schlitten über eine dicht besiedelte Großstadt, deren Lichter vom Abendhimmel aus betrachtet wohlige Wärme ausstrahlten. Heute war er sehr zufrieden mit seinem Zeitplan, denn er hatte zusammen mit seinen Rentieren fast alle Geschenke an Groß und Klein verteilt. Diese Großstadt fehlte noch, außerdem ein paar kleine Dörfer, und sie könnten sich auf den Heimweg zum Nordpol machen.

Seine Rentiere freuten sich auf das frische Heu im Stall, und Santa Claus dachte an den großen Becher mit dampfendem Kakao, der zu Hause auf ihn wartete. Die Weihnachts­wichtel würden erstaunt sein, wie schnell sie in diesem Jahr zurückkämen.

Plötzlich wackelte der Schlitten hin und her, verlor an Höhe, und die Rentiere kamen aus dem gleichmäßigen Galoppschritt.

"Was war das? Der Himmel ist heute sternenklar, und keine Regenwolken sind zu sehen." Santa Claus überprüfte alle Instrumente. Der Schlitten besaß seit letztem Weihnachten die neueste Technik: einen Navigator, gute Bremsen, Antiwacklung und eine perfekte Windschlüpfrigkeit. Seine Rentiere begleiteten ihn seit Jahren und kannten sich mit allen Luftströmungen aus. Daran konnte es also nicht liegen!

Wieder – ein neuerlicher Ruck erschütterte den Schlitten, und er sank weiter in Richtung Erde herab.

"Wenn das so weitergeht, müssen wir notlanden! Ich verstehe das nicht, die Instrumente zeigen nichts Verdächtiges an. Nur der Höhenmesser funktioniert scheinbar nicht ganz richtig. Rudolf, kannst du das verstehen?" – Sein erfahrenstes Rentier schüttelte den Kopf.

Glücklicherweise funktionierte die Technik des Schlittens nach einigen Kilometern wieder, und das Gespann flog mit hoher Geschwindigkeit durch den Nachthimmel, so dass alle Weihnachtsgeschenke pünktlich verteilt waren.

Zeitgleich wunderte sich Luka, dass das Internet in seinem Kinderzimmer nicht mehr funktionierte und er seinen Kinderfilm nicht anschauen konnte. Kleine Störstreifen liefen von rechts nach links durch den Bildschirm seines Laptops und verschwanden plötzlich wieder. Der Monitor blieb anschließend dunkel.

"Papa, kannst du mir helfen, mein Internet funktioniert nicht mehr? Ich habe nichts am Laptop gemacht, das Bild war einfach weg."

"Ja, mache ich, aber du musst dich gedulden, ich schaffe es erst etwas später. Stelle den Laptop schon mal in mein Büro, vielleicht finde ich die Störung. Trotzdem kann ich das nicht verstehen, denn dein Kinderfilm ist in unserer neuen Cloud und nicht auf deinem Laptop gespeichert. Bis heute hat die Technik mit allen Daten, die wir dort gespeichert haben, auf unseren Computern perfekt funktioniert."

Kurze Zeit später saß Lukas Vater vor dem Laptop und traute nach mehrmaligem Wiederholen der Störung seinen Augen nicht. Santa Claus war mit seinen Rentieren schemenhaft auf dem Bildschirm zu erkennen, wie er an den Instrumenten seines Schlitten klopfte und verständnislos den Kopf schüttelte. Ein paar Gesprächsfetzen ließen sich erahnen, ungefähr wie: "... wir müssen die Geschenke verteilen ... wenn es hell wird, ...alle Kinder ... wach ... klappt das nicht ... irgendwelche elektrischen Störungen ... in den Wolken ... ich kann mir das nicht erklären ... oh je ... hoffentlich ist das bald wieder vorbei ...".

"Das gibt es doch nicht!" – Lukas Vater war sprachlos. Konnte es möglich sein, dass Santa Claus mit Rentieren samt Schlitten die Cloud der Familie durchflogen hatte und dadurch vom Weg abgekommen war?

Lukas Vater beschloss, seinem Sohn nichts von seiner Beobachtung zu erzählen. Das sollte sein Geheimnis bleiben. Aber auf alle Fälle wollte er in der nächsten Weihnachtsnacht schon bei Einbruch der Dunkelheit alle Computer im Haus abschalten, damit Santa Claus ohne Störungen durch die Abendwolken und die digitale Cloud fliegen könnte.

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