Ein zehnarmiger Spielgefährte

"So, jetzt noch schnell zwei lange Arme zeichnen und dann ist mein Wunschzettel für das Christkind fertig."

Yara nahm zwei Wachsmalstifte aus der Schachtel, einen hell- und einen dunkelbraunen. Damit zeichnete sie sorgfältig eine Schlangenlinie auf ihren Zeichenblock. Die zweite Linie endete wie das aufgerollte Garn an Mamas Nähmaschinen-Spule.

"So, jetzt hast du deine zehn Arme, acht kurze und zwei lange!"

Sie betrachtete ihr Werk kritisch und verglich es mit dem Foto, das ihr Vater im letzten Sommer im Meeresaquarium von einem riesigen Tintenfisch gemacht hatte und das in ihrem Fotoalbum eine ganze Seite zierte.

"Deine Augen müssen etwas größer werden", murmelte sie beim Malen vor sich hin.

Schließlich hatte der Mann bei der Führung durch das Aquarium erzählt, die riesigsten Tintenfische lebten in der Tiefsee, es sei dort finster und sie besäßen ein großes Gehirn. Yara folgerte daraus, Tiefsee-Tintenfische müssten aufgrund ihrer Gehirngröße die schlausten von allen sein. Und genauso einen Tintenfisch wünschte sie sich zu Weihnachten. Nicht nur, um ihm nach und nach viele Kunststücke beizubringen, sondern auch, um von ihm zu lernen.

Beim Gedanken an ihren neuen Freund begeisterte sie, dass er seine Farbe blitzschnell ändern konnte. Je nachdem - aufgeregt, traurig oder verliebt. Und das Beste von allem: Er war manchmal unsichtbar! Vielleicht könnte sie das von ihm lernen und sich ebenfalls unsichtbar machen. Das wäre sehr praktisch, wenn ihre Eltern sie aufforderten, das Kinderzimmer aufzuräumen. Oder sie könnte ausprobieren, ob sie die Farbe wechseln würde, wenn sie im Kindergarten mit ihrem besten Freund Milo spielte. Papa neckte sie immer damit, dass sie in ihn verliebt sei.

"Oh je, die Saugnäpfe fehlen!" Yara tippte sich an die Stirn. "Die hätte ich doch fast vergessen."

Aus dem Gartenkatalog schnitt sie anschließend ein Aquarium aus, das sie an wenigen Stellen mit kleinen Blümchen und einem winzigen Haus verschönerte. Den Rest des Aquariums malte sie mit einem schwarzen Wachsmalstift aus.

Meersalz

"So, dunkel genug! Und viele Päckchen Meersalz für das Wasser im Aquarium stehen im Küchenschrank. Das reicht für unseren weihnachtlichen Salzbraten und den Tintenfisch vollkommen aus. Nach den Feiertagen müssen wir schnell neues Meersalz einkaufen."

Sie, Yara, konnte sich gut daran erinnern, dass der Aqua-Mann berichtet hatte, Riesentintenfische lebten nur in besonders salzigen Meeren. Es wäre somit sinnlos gewesen, in den Herbstferien heimlich Wasser aus der Ostsee mit nach Hause zu schmuggeln. Mamas Antwort auf die Frage nach dem Salz in der Ostsee war damals, dass diese nicht salzig genug für riesige Tintenfische sei.

"Was ich noch alles für ihn brauche, wird das Christkind wissen," die Vierjährige war zuversichtlich. Sie klebte ihren Wunschzettel an das Kinderzimmerfenster und freute sich riesig auf ihren schlauen Spielgefährten.