Spitzbergen

Eine zauberhafte Idee

„Hui Donner und Blitz, hui Rudolf und Komet!“, immer wieder waren die aufmunternden Rufe des Nikolauses in der glasklaren Nordpol-Luft zu hören. Seine Rentiere strengten sich sehr an, um Schlitten und Geschenke in die Luft zu ziehen. Aber der Anlauf auf der Eisscholle war zu kurz.

Im vergangenen Jahr hatte der Nikolaus häufig mit ihnen darüber gesprochen, dass das Eis am Nordpol wegen der Erderwärmung langsam schmelzen würde. Aber niemand hatte es ihm wirklich geglaubt. Sorgenvoll schauten sie sich die Eisschollen an, die Stück für Stück von ihrer Startbahn abgebrochen waren und im Wasser trieben. Nur ein großer Zauber konnte jetzt noch weiterhelfen.

Der Nikolaus und seine acht Rentiere dachten angestrengt nach. Wer konnte aus den umher schwimmenden Eisschollen wieder eine lange und spiegelglatte Startbahn für sie machen?

Donner hatte eine Idee: „Habt ihr schon einmal vom großen Rentiergeist gehört, der soll gut zaubern können. Und dann könnten wir die Zahnfee und Frau Holle herbeirufen, dazu noch das Christkind mit den treuesten Schutzengeln und ein paar Weihnachtswichtel. Wenn alle sich einen gemeinsamen Zauberspruch ausdenken und wir noch goldenen Milchstraßenstaub ausstreuen würden – dann könnte es uns gelingen, neues Eis zu zaubern. Was meint ihr? Ein Versuch wäre es wert – den Kindern auf der Welt zuliebe. Die sind superenttäuscht, wenn alle Stiefel und Socken für immer leer bleiben würden.“

Der Nikolaus nickte. „Gut, was können wir schon verlieren! Donner, übernimm du bitte den Besuch beim großen Rentiergeist. Blitz, du suchst schnell die Zahnfee und Frau Holle. Rudolf, bitte das Christkind mit den Schutzengeln zu uns. Und Komet hole bitte die fleißigsten Weihnachtswichtel aus der Spielzeugwerkstatt zu uns her. Ich fülle dann noch Milchstraßenstaub in einen großen Sack ab, denn davon benötigen wir in diesem Jahr mehr als sonst.“

Alle eilten davon. In weniger als zwei Stunden saßen sie erneut im Haus des Nikolauses zusammen und dachten angestrengt darüber nach, wie sie es anstellen sollten, eine Eisbahn zu zaubern.

„Wir benötigen alle Eisschollen, die um uns herum im Wasser treiben. Dann brauchen wir etliche dicke Seile, mit denen wir sie aneinander binden. Warmes Wasser in Eimern, Schnee von Frau Holle und zuletzt einen wirklich guten Zauberspruch, wenn unsere Idee Wirklichkeit werden soll“, fasste der große Rentiergeist zusammen. „Einverstanden?“ Alle nickten. „Gut, dann lasst uns anfangen.“

Schon bald darauf waren die Eisschollen fest aneinander gebunden und ihre Kanten mit warmen Wasser geglättet. Frau Holle hatte es pausenlos schneien lassen, damit die Schutzengel die größten Löcher zwischen den Eisschollen stopfen konnten.

Jetzt stärkten sich alle mit heißem Kakao und mit leckeren Weihnachtsplätzchen, bevor sie sich an den Händen fassten und sich dem schwersten Teil ihres Planes zuwendeten – dem Zauberspruch. Der große Rentiergeist, da waren sich alle einig, sollte ihn sprechen.

 

„Geist der Weihnacht bleib erhalten

und lass das Wasser schnell erkalten.

Schließe gründlich alle Lücken

zu unser allergrößtem Entzücken.

Schick den Schlitten auf die Reise

und Nikolaus in die Kinderzimmer leise.“

Spitzbergen

Während das Christkind und die Schutzengel zur gleichen Zeit für den Nikolaus und seine Rentiere beteten, hielt die Zahnfee ihren goldenen Feenstab über alle Köpfe.

Ein dumpfes Geräusch war zu hören, dann quietschte und krachte es. Nach und nach setzte sich eine Eisscholle lückenlos an die andere, wie ein riesengroßes Eis-Puzzle. Alle klatschten vor Freude in die Hände.

„Gut gemacht“, lobte der große Rentiergeist das Rentier Donner. „Dank deiner Idee könnt ihr gleich losfliegen. Frau Holle wird noch ein bisschen Schnee für euch verstreuen. Genug Milchstraußenstaub zum Fliegen habt ihr inzwischen, wenn es etwas holprig auf dem Eis werden sollte.“

Alle wünschten dem Nikolaus und seinen treuen Rentieren nun eine gute Reise. Dann schoben sie den Schlitten an und winkten so lange hinter dem Nikolaus her, bis er nur noch als winziges glitzerndes Pünktchen am Horizont zu erkennen war.