Besen und Wischmopp

Schnell weg mit Besen und Wischmopp!

Verflixt, wo sind sie beide bloß! Ich habe sie doch noch vor Heiligabend benutzt und wie üblich im Keller neben die Heizung gestellt.

Paul, hast du den Besen und den Wischmopp eventuell benutzt und woanders hingestellt‟, rief ich meinem Mann aus dem Keller zu.

Er stellte inzwischen das Weihnachtsporzellan auf den Wohnzimmertisch, weil wir traditionell am 2. Weihnachtstag unsere komplette Familie zum Kaffee und Abendessen erwarteten.

„Nein, Schatz, ich habe beide nicht mehr benutzt. Schau‛ doch noch mal nach, ob sie möglicherweise umgefallen sind und hinter den Wäschekörben liegen.

„Habe ich schon, da liegen sie nicht. Dann nehme ich ausnahmsweise den Staubsauger, und wir putzen das, was er nicht wegsaugt, mit dem feuchten Aufnehmer weg.‟

„Ja, gut!‟, mein Mann hielt diese Notlösung für o.k. „Du kannst morgen nachsehen, wo sie versehentlich hingekommen sind. Mache dir keinen Stress mehr beim Suchen! Wir decken am besten den Tisch gemeinsam ein und dekorieren ihn mit etwas Tannengrün. Mit ein paar Nüssen, gefalteten Servietten und einigen Kerzen ist die Tafel bereit für die Familie. Es bleibt für alles genug Zeit übrig, trotz der improvisierten Putzaktion.‟

Zum Glück ließ sich mein Mann nicht so schnell aus der Ruhe bringen und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Während meiner Suche nach Besen und Wischmopp hatte unser sechsjähriger Sohn Matteo seine neuen Spielsachen, die seit Heiligabend unter dem Weihnachtsbaum lagen, fix in sein Kinderzimmer getragen und ward nicht mehr von uns gesehen. –

Äußerst ungewöhnlich für ihn! Sonst kam er, egal was und womit er gerade spielte, aus dem Kinderzimmer in die Küche, um sich ein paar Weihnachtskekse zu holen und, wenn ich Kartoffelsalat zubereitete, einen Happen davon zu probieren. Nun, in diesem Jahr schienen ihm seine Weihnachtsgeschenke besonders gut zu gefallen, dass er alles darüber hinaus vergaß. Das glaubten wir jedenfalls – bis er mich am Morgen nach den Weihnachtstagen in sein Kinderzimmer holte.

Besen und Wischmopp

 

„Mami, ich habe den Wischmopp und den Besen aus dem Keller weggenommen. Die Hexen sollten zum Weihnachtsfest nicht darauf durch unser Haus reiten. Sonst hätten sie den Weihnachtskuchen, die Würstchen, den Kartoffelsalat und unsere Geschenke gestohlen, nur um unsere Familie zu ärgern.‟

„Wie kommst du denn auf diese verrückte Idee?‟, ich war vollkommen überrascht.

„Papa hat mir im Advent viele Weihnachtsmärchen vorgelesen. Dabei war eines aus Norwegen. Dort machen die Leute zu Weihnachten nichts mit einem Besen oder Wischmopp sauber. Total egal, ob Krümel von den Weihnachtsplätzchen oder Tannennadeln auf dem Fußboden liegen. Sie haben so wie ich Angst, dass Hexen oder böse Geister in den Weihnachtsnächten zu ihnen ins Haus kommen, mit Besen oder Wischmopps auf Spritztour gehen und überall Chaos anrichten. Das habe ich zum Glück für uns rechtzeitig verhindert.‟

„Ja, aber wo hast du sie hingestellt?‟, fragte ich ihn ratlos.

„Mami, ich war echt schlau! Ich habe beides aus meinem Kinderzimmerfenster herausgeworfen. Schau, Besen und Wischmopp liegen nebeneinander auf dem Garagendach.‟

Er zeigte mit dem Finger auf das Dach und strahlte mich dabei an.

„Dort kann ich sie leider nicht mehr wegholen, aber Papa hat ja eine große Leiter. Er schafft das schon und dann kannst du endlich wieder im ganzen Haus gründlich fegen und wischen!‟

Für diese gutgemeinte weihnachtliche Tat konnten wir unserem Sohn natürlich nicht böse sein.