Weihnachtslieder

Weihnachtskonzerte für Klassenkameraden in Not

„Ich sag’s euch doch. Peters Eltern sind seit dem 1. November arbeitslos. Das ist kein Gerücht. Die Firma ist pleite. Deshalb kann Peter nicht an der Klassenfahrt teilnehmen. Er sagt, seine Eltern brauchen jetzt die 200 Euro für neue Wintersachen. Peter hat geweint, als er mir das erzählte. Ich meine, wir sollten uns regelmäßig hier auf dem Dorfplatz treffen, um Geld für Peter zu sammeln.“

Tom bespricht mit seinen Chorfreundinnen und Chorfreunden den Plan, wie sie Geld verdienen wollen.

„Okay, wir probieren es einfach. Singen wir unsere Weihnachtslieder. Ich hänge meine Mütze an den Zaun dort drüben. Da können die Leute ihr Geld hineinwerfen.“ Das blonde kleine Mädchen reckt seine kleine Stupsnase selbstbewusst in die Höhe: „Los, singt alle mit.“

Jonas, Jens und Jeannette haben ihre Notenblätter bereits in der Hand.

„Stopp“, ruft Tim, einer der feschen kleinen Sänger. „Woher sollen die Leute wissen, wofür wir sammeln? Wir brauchen unbedingt ein Plakat.“

„Kein Problem, ich habe meinen Zeichenblock noch im Rucksack, Wachsmalstifte habe ich auch.“ Lizzy, deren Kosename während der Proben Erstes Solo ist, packt aus und diktiert Hendrik den Text:

 

Konzertreihe der Extraklasse!

 

An jedem Samstag um 14.00 Uhr,

Sonntags um 9.30 Uhr auf dem Dorfplatz.

Bitte spenden Sie für unseren Freund Peter,

damit er mit uns auf Klassenfahrt gehen kann.

 

Ihr Kinderchor.

 

Die Kinder malen schnell ein paar bunte Noten und einen schwarzen Notenschlüssel dazu. „So, fertig, jetzt hängen wir das Plakat auf.“

Nach einer Stunde haben sie bereits 20 Euro in der Mütze. Der Kinderchor verabredet ein weiteres Konzert für den nächsten Morgen vor dem Gottesdienst, weil viele Gottesdienstbesucher an ihnen vorbei über den Dorf­platz gehen müssen. Die Bilanz vom Sonntagskonzert sind weitere 25 Euro. Ein reizendes kleines Trio rechnet aus: „Ungefähr zehnmal müssen wir für 200 Euro singen. Hoffentlich regnet es wenig, damit viele zu uns kommen und für Peter spenden.“

Nach zwei Wochen ist der Kinderchor mit seiner Sammelaktion zum Dorfgespräch geworden. Sogar die Zeitung hat die Kinder interviewt und Geld gespendet. Stolz zeigt Tom seinen Chorfreunden den Artikel ‚Kinderchor sammelt für Klassenkameraden‘.

Viele Dorfbewohner kommen bereits regelmäßig zum Konzert und in der Mütze liegen bald auch Scheine.

„187,10 und noch fast zwei Wochen Zeit.“ Hendrik strahlt. „Wir schaffen das!“

Die Kinder wollen Peter das Geld bei der Nikolausfeier in der Schule überreichen. „Der wird Augen machen“, freuen sie sich.

Herr Schulte, ihr Deutschlehrer, will Geld dazugeben, wenn was fehlt. Er findet es toll, dass die Kinder Peter nicht im Stich lassen.

„205 Euro, 25 Cent,“ der Kinderchor zählt im Rhythmus! „Super, es reicht sogar ohne das Geld von Herrn Schulte!“

Reisekoffer

Am 6. Dezember findet in der Klasse eine Riesenparty statt. Alle sind total aufgekratzt. Nur Peter sitzt still vor seinem schweren Jutesack und kann sein Glück noch nicht fassen.

Am 14. Dezember darf er seinen Koffer für die Klassenfahrt packen. Und Herr Schulte, der sich als Nikolaus verkleidet hat, liest aus seinem goldenen Buch die Namen des Kinderchores vor und lobt alle „In höchsten Tönen“.