Kaffeemühle und Waschpulver

Geburtstagskaffee mit seifiger Note

Philipp überlegte, was er seiner Großmutter zu ihrem Geburtstag schenken sollte. Sobald er sie fragte, sagte sie zu ihm: "Ich habe doch schon alles. Du musst mir nichts schenken. Spare dein Taschengeld! Komm' mit Mama und Papa zu Besuch, darüber freue ich mich am meisten."

Aber ohne ein Geschenk wäre das kein richtiger Geburtstag. Philipp hatte schon zusammen mit seinen Eltern auf dem Weihnachtsmarkt danach gesucht. Allerdings reichte für alles, was ihm dort wirklich gefiel, sein Taschengeld nicht. Zum Glück blieben ihm knapp zwei Wochen bis zum 22. Dezember, Omas 80. Geburtstag.

Am 3. Adventswochenende hoffte er auf eine Idee, wenn bei ihr schlafen würde. Er wollte in Ruhe in ihrem Haus nachschauen, was ihr fehlte - natürlich heimlich, versteht sich.

Oma, ich lege mein Handtuch und meine Zahnbürste schon mal ins Badezimmer. Dann musst du oder Opa die Treppen nicht steigen", Philipp wollte ihnen keine Mühe machen, denn beide sollten für Omas Geburtstag fit bleiben.

"Ja, das ist lieb von dir. Du musst nur die Schale mit den Seifenstückchen ein wenig an die Seite schieben. Ich sammle die kleinen Reste. Opa hat mir versprochen, sie im Januar fein zu mahlen. Ich möchte sie in mein Waschpulver streuen, dann wird die Wäsche sauberer und duftet himmlisch."

"Klar, Oma. Das mache ich. Ich bin doch schon groß!" Der Sechsjährige stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Größe zu unterstreichen.

Anschließend verbrachten alle drei einen gemütlichen Samstagnachmittag bei Kakao und Weihnachtskeksen.

"Oma, du kannst toll backen. Deine Kekse schmecken mir am besten. Du musst die Rezepte unbedingt für mich aufschreiben. Wenn ich eine Frau habe, können wir sie genauso gut backen und an dich denken."

"Na, du hast Ideen! Aber eigentlich stimmt es, wie du es sagst. Leider fehlt mir zum Aufschreiben der Rezepte ein kleines Heftchen. Nach Weihnachten können wir gemeinsam eines aussuchen und kaufen. Was hältst du davon?"

"Ja, prima", Philipp strahlte, denn ohne dass Oma es merkte, hatte er von ihr einen Geschenktipp erhalten. Also hatte sie doch noch nicht alles, wie sie es immer sagte.

Beim abendlichen Zähneputzen kam er auf eine zweite tolle Geschenkidee - gemahlene Seifenstückchen. Das könnte er anstelle von Opa im Januar morgen früh mit Omas Handkaffeemühle aus dem Küchenschrank erledigen, mit der sie ihr Bohnenkaffeepulver machte. Wie das ging, wusste er vom Zuschauen.

Am Sonntagmorgen schlich er sich, als seine Großeltern noch fest schliefen, heimlich ins Bad und nahm die Seifenstückchen vorsichtig aus der Schale heraus. Er lief mit nackten Füßen langsam die Treppenstufen hinunter, holte die Kaffeemühle aus dem Küchenschrank, legte alle kleinen Seifenstückchen hinein und drehte so kräftig er nur konnte an der Kurbel. Nach wenigen Minuten lagen winzige Seifenpartikel in dem Auffangbehälter.

"Das war einfach!", Philipp war mit dem feinen Seifenmehl zufrieden. Vorsichtig trug er es in den Waschkeller und schüttete die duftende Kostbarkeit in Omas Waschpulver. Mit seinen kleinen Händen rührte er alles kräftig um und schlich zurück in sein warmes Bett. Oma würde an ihrem Geburtstag staunen.

Philipp fieberte der Geburtstagsparty entgegen, und seine Oma musste sein erstes Geschenk, das leere Rezeptbuch, sofort öffnen.

Sahne-Nuss-Torte und Mokka-Torte

"So, der Kaffee ist aufgebrüht, und der Kuchen steht auf dem Tisch. Lasst uns anfangen!"

"Irgendwie schmeckt der Kaffee heute komisch", Philipps Opa verzog das Gesicht. Auch die anderen Erwachsenen tranken einen Schluck und schüttelten sich.

"Ja, er schmeckt heute eher nach Seife als nach Bohnenkaffee."

"Verstehe ich nicht. Ich habe ihn gestern frisch gekauft und kurz vor dem Aufbrühen mit der Handkaffeemühle gemahlen", Philipps Oma war ratlos.

"Wartet ein wenig, ich nehme den vakuumverpackten Kaffee und koche uns schnell neuen. Diesen trinken wir besser nicht." Philipps Mutter eilte in die Küche.

"Oma, ein zweites Geschenk von mir bekommst du gleich noch. Es ist im Waschkeller. Du musst nur im Waschpulver danach suchen. Und ich habe kein Taschengeld dafür ausgegeben." Philipp freute sich auf Omas überraschtes Gesicht.