„Mama, ich kann gar nicht einschlafen! Es ist zu dunkel in meinem Kinderzimmer. Bitte komm’ ’mal und mach’ mein Nachtlicht wieder heller! Ich habe Angst, wenn ihr es so einstellt, dass nur die etwas funkelnden Sterne an der Decke zu sehen sind. Es soll beim Einschlafen heller in meinem Zimmer sein, bitte komm’!‟
Diese kleine Zeremonie wiederholte sich seit einigen Wochen täglich. Kaum hatten wir unseren 4-jährigen Sohn Henry ins Bett gebracht, ihm eine Gutenachtgeschichte vorgelesen, das kleine Nachtlicht an seinem Bett auf das schwach erkennbare Sternenbild eingestellt, kam nur nach wenigen Minuten sein Ruf nach mehr Licht. Alles Beruhigen half bei ihm nichts, bis ich ihm Anfang Dezember die Geschichte vom Nikolaus erzählte und dabei zu einer kleinen List griff.
„Henry, weißt du eigentlich, wie es dem Nikolaus gelingen kann, unbemerkt in die Kinderzimmer zu kommen und den Nikolausstiefel für euch alle zu füllen?‟
„Nein, kam es zögerlich zurück. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er durch den Kamin in unser Haus kommt. Das hat Frau Faber uns im Kindergarten in einem Bilderbuch gezeigt. Aber mehr Bilder, wie er in die Kinderzimmer geht, gab es im Buch nicht. Bestimmt deshalb, weil es dadurch unendlich viele Bilder sein müssten. Die Kamine und die Kinderzimmer sind natürlich überall verschieden. Bei uns gibt es keine Treppen vom Wohnzimmerkamin in mein Kinderzimmer, aber bei Emilia schon.‟
„Richtig! Aber am wichtigsten ist es, dass es in der Nikolausnacht nicht zu hell ist, wenn er in dein Zimmer kommt. Stell dir vor, du siehst ihn und er sieht dich, weil dein Nachtlicht zu hell ist. Dann bewegst du dich vielleicht etwas, und er erschreckt sich so fürchterlich, dass er dir dadurch aus Versehen deinen Stiefel nicht mehr füllt.‟
Unser Sohn geriet ins Grübeln.
„Ich glaube, es ist besser, wenn wir mein kleines Nachtlicht ab sofort auf die Sterne umstellen. Es dauert ja nur noch drei Tage bis zum Nikolausabend. Bis dahin habe ich mich an die Sterne und an das dunkle Zimmer gewöhnt.‟
Henry dachte angestrengt nach.
„Etwas Licht durch die Sterne ist gut für ihn, denn er soll nicht über meine Spielsachen stolpern, die immer auf dem Fußboden liegen. Außerdem sieht er so meinen Stiefel neben dem Bett, ohne sich zu erschrecken, falls ich mich im Bett etwas bewege. Mama, die Sterne leuchten wirklich nicht zu hell oder zu nicht zu dunkel für den Nikolaus – oder?‟
„Das Sternenlicht ist genau richtig für ihn. Das kennt er doch, wenn er mit seinem Schlitten durch die Winternacht fliegt!‟
Ich gab Henry einen Gutenachtkuss, stellte das Nachtlicht schmunzelnd auf die schwach funkelnden Sterne um und ging zurück ins Wohnzimmer. An diesem und an den folgenden Abenden war unser Sohn stets darauf bedacht, das Nachtlicht selbst auf die Sterne umzustellen. Denn vielleicht, so sein Gedanke, könnte sich auch das Christkind am Heiligabend erschrecken, wenn unsere Wohnung zu hell wäre und dann vor lauter Schreck vergessen, die Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen.
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